Die ethnografische Sammlung

Korbrassel
Korbrassel, Bild: Gerhard Fokken

Einen wahren Schatz in den Beständen der Naturforschenden Gesellschaft zu Emden von 1814 bildet die ethnografische Sammlung. Diese Sammlung umfasst etwa 1240 Objekte und repräsentiert viele der Weltregionen. Ein Großteil der Gegenstände, nämlich etwa 900, wurde im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert zusammengetragen. Damals wollten die Mitglieder der NfG in ihrem Museum neben Naturprodukten auch möglichst breit außereuropäische Lebensformen darstellen. Deshalb sammelten sie nicht nur die Flora und Fauna anderer Kontinente, sondern auch vielfältige Zeugnisse des menschlichen Lebens.

Inhalt

Umgang mit fremden Kulturen

Allerdings war im 19. Jahrhundert die Annahme verbreitet, dass Menschen fremder Kulturen sich auf einer niedrigeren menschlichen Entwicklungsstufe befinden würden. Diese eurozentrische Haltung war oftmals begleitet von einer menschenunwürdigen Behandlung der Indigenen durch die Europäer vor Ort. Die Umstände, unter denen außereuropäische Produkte in den Besitz europäischer Sammler gekommen sind, sind meist ungeklärt. Hinzu kommt, dass die in den Kolonien erworbenen Ethnografika häufig als Lehr- und Anschauungsobjekte für zukünftig in den Kolonien tätige Personen dienten. Letztere wiederum vertraten in der Regel das koloniale System. Deshalb sollte in heutigen ethnografischen Betrachtungen die Sammlungsgeschichte der Objekte nicht unerwähnt bleiben.

Entdeckungen an fernen Küsten

Schenker in der NfG waren Mitglieder der Gesellschaft oder andere Menschen, die mit ihr in Verbindung standen. Dies waren Kolonialbeamte, Seeleute, Missionare und Kaufleute. Allerdings weist Emden bei diesem Personenkreis eine Sonderrolle auf. Die Stadt hatte immer eine starke Verbindung zu den benachbarten Niederlanden, weshalb sich unter den Gebern oftmals Menschen befanden, die in niederländischen Kolonien tätig gewesen waren. Der größte Teil des ethnografischen Bestandes stammt infolgedessen auch aus niederländischen Kolonien, vor allem Niederländisch-Ostindien, aber auch Surinam.

Erst mit dem Aufkommen von Deutschland als Kolonialmacht kamen auch Zugänge aus deutschen Kolonien hinzu, so dem Subsaharischen Afrika, Ozeanien und China. Daneben gingen im Laufe des Jahrhunderts noch weitere Ethnografika ein, die vereinzelt der Gesellschaft geschenkt wurden. Auf diese Weise wurde die Sammlung der NfG auch um eine kleinere Anzahl an historischen Objekten aus Nordamerika, Brasilien und Paraguay, dem Vorderen Orient, Südasien und Japan bereichert.

Neben den erschlossenen Beständen befinden sich außerdem noch etwa 350 Objekte in der Sammlung, die bisher nicht oder nicht ausreichend einem Kulturraum zugeordnet werden konnten. Dazu gehören viele Waffen, also zum Beispiel einzelne Pfeile und Speere, die schwer bestimmbar sind.

Sammlung übersteht Zerstörung des Museums

Die Ethnografika konnten den Zweiten Weltkrieg überdauern, da sie 1935 im Zuge der Neugestaltung des Nordsee-Museums ausgelagert worden waren. Dies wirkte sich am Ende positiv auf den Objektbestand aus, der so rechtzeitig vor der Zerstörung des Museums in Sicherheit gebracht werden konnte.

Trotzdem umfasste die Sammlung in früherer Zeit noch weitaus mehr Objekte und genauso sind heute Objekte vorhanden, die nicht in den Jahrbüchern der Gesellschaft verzeichnet sind. Es müssen also zum einen im Verlauf der Zeit einige Ethnografika verloren gegangen sein, zum anderen wurden scheinbar nicht alle Eingänge dokumentiert.

Dokumente indigener Lebensweise

Insgesamt besteht die ethnografische Sammlung der NfG größtenteils nicht aus geschlossenen Objektbeständen, die vollständig die Kultur eines Volkes abbilden, sondern oftmals aus einzeln zusammengetragenen Gegenständen, die sich gegenseitig bei der Dokumentation der Lebensweise der Indigenen ergänzen.

Genauso wenig sind es herausragende, an Kunstwerke erinnernde Exponate, sondern zahlreiche Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs, die in ihrer Gesamtheit einen Eindruck vom Leben der Menschen fremder Kulturen vermitteln. Dabei gelten diese Objekte heute allerdings als historisch und bilden die heutige Lebenswirklichkeit außereuropäischer Gesellschaften in der Regel nicht mehr ab.

Traditionelle Gegenstände als Souvenir

Für viele Indigene ist die Produktion von an traditionellen Gegenständen angelehnten Souvenirs heute eine wichtige Einkommensquelle. Außerdem zeigen sie die Anpassungsfähigkeit der Indigenen an heutige Lebensbedingungen. Diese Werke können trotz des Verkaufsziels als Herstellungsgrund eine hohe Qualität aufweisen.

Erweiterung der Sammlungen

In den letzten Jahren allerdings konnten einige Sammlungen, die ab den 1980er Jahren in Emden und Ostfriesland angelegt worden waren, in den Bestand der NfG übernommen werden. Hierbei handelt es sich nicht nur um moderne Touristenkunst, sondern die Exponate gehören teilweise zur zeitgenössischen indigenen Kunst oder berühren Fragen des alltäglichen Lebens indigener Gemeinschaften im 20. und 21. Jahrhundert. Mit der Übernahme dieser Sammlungen kann nun auch auf zeitgenössische Strömungen Bezug genommen werden, sowohl in der indigenen Kunst als auch im Umgang mit ihr durch die lokale und regionale Bevölkerung.

Ein Beispiel dafür ist die Sammlung Friedrich Detering / Schenkung Anke Dekker, die vor kurzem Eingang in die NfG gefunden hat. Nachdem sich Friedrich Detering aus dem eigenen Unternehmen zurückgezogen hatte, unternahm er Anfang der 1980er Jahre zahlreiche Reisen in die verschiedensten Länder der Erde.

Beginnend mit Jagdreisen wurde bald sein Interesse an Bildungsreisen, die fast um den gesamten Globus führten, geweckt. Während dieser Reisen sammelte er unzählige Ethnografika, die zwar für den Verkauf an Touristen hergestellt worden waren, aber eine überaus hohe Qualität aufweisen. Der Reisende beschäftigte sich intensiv mit den Zielen seiner Reisen und sammelte repräsentative Stücke, die einige Lücken in den Beständen der NfG schließen konnten.

Neben der Sammlung Friedrich Detering / Schenkung Anke Dekker, sind die Sammlung Kindergarten Rote Mühle, die Schenkung Uda Kortkampf / Stephan-Gerhard Koziolek und die Schenkung Corline Schott hinzugekommen.

Südostasien

Halsschmuck, Detail, Ethnographie
Halsschmuck Detail, Bild: Ingrid Thiel

Den umfangreichsten Bestand unter den Ethnografika der NfG nehmen die Objekte aus Südostasien ein. Diese Gruppe umfasst etwa 220 Gegenstände, die fast alle aus dem damaligen Niederländisch-Ost-Indien kommen. Dabei wird die Vielfalt der Kulturen der Region in der Sammlung deutlich, denn die Objekte stammen von vielen verschiedenen Inseln und Gesellschaften des Kulturraums.

Zu den frühesten Eingängen aus Südostasien gehört ein umfangreicher Objektbestand von den Pagai-Inseln. Diese Sammlung wurde 1850 von Major Wilke Kreling, der für die Niederlande auf Sumatra stationiert war, der NfG geschenkt. Die Objekte umfassen vorwiegend Schmuck aus Rotang, Kleidung aus Rindenbast und Waffen.

1854 machte Kreling der NfG eine weitere Schenkung mit Gegenständen vorwiegend aus Sumatra. Diese Objekte sind Geräte des täglichen Lebens, die um einige religiöse Paraphernalien ergänzt wurden.

Weitere mehrfache Schenkungen gingen seit Ende der 1880er Jahre bis nach 1900 von den Gebrüdern Douwe Thomas und Hillari Jacobus Bauermann auf Sulawesi ein. Hierbei handelte es sich ebenfalls um Kleidung und Waffen, aber auch um Geräte zur Herstellung von Kleidung und andere Dinge des alltäglichen Gebrauchs.

Andere Inseln, zum Beispiel Kalimantan, Nias, die Molukken und mit einigen Stücken auch Java, sind ebenfalls in der Sammlung vertreten. Hier waren es zumeist Personen, die vereinzelt oder weniger umfangreich der Gesellschaft Objekte zukommen ließen. Auch die in dem Kulturraum ansässige chinesische Bevölkerung ist mit einigen Objekten dokumentiert.

Detail Dayak Jacke, Ethnographie

Jacke

Diese Jacke der Dayak besticht durch ihre schlichte Einfachheit. Sie ist oben gerade geschnitten und an der Taille leicht ausgestellt. Außerdem besitzt sie sehr kurze Ärmel, ist vorne offen und der Halsansatz ist ausgeschnitten. Insgesamt wirkt sie sehr groß und breit.

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Dosen, Ethnographie

Dosen

Hier sind 22 kleinere und größere zylindrische Dosen zusammengefasst, die alle von der ostindonesischen Insel Timor stammen. Im 19. Jahrhundert waren sie Teil der Ausrüstung ...
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Ostasien

Aus dem ostasiatischen Kulturraum befinden sich etwa 70 Objekte in der Sammlung der NfG. Die meisten davon stammen aus China und nur wenige aus Japan.

Die Gegenstände wurden im 19. Jahrhundert vereinzelt von Mitgliedern der NfG geschenkt. Schenker waren meist in Ostfriesland ansässige Bürger, wie zum Beispiel Hermann Rudolf Brons in Emden und Apotheker Hoffmann in Norden.

Ein Teil der Objekte kam noch vor der Stationierung deutscher Truppen in Tsingtau in die Sammlung. Vermutlich handelte es sich bei den Gebern also um Kaufleute, die schon während des gesamten 19. Jahrhunderts Kontakte nach China hatten.

Fächer, Ethnographie
Fächer, Bild: Caroline Schott

Provenienzforschung

Hier heraus fällt ein Zugang von C. A. C. Poppinga aus dem Jahr 1934, der sehr wahrscheinlich Gegenstände aus der deutschen Kolonialzeit enthält und deshalb besondere Beachtung verdient. Denn diese Schenkung umfasste neben einigen chinesischen Musikinstrumenten auch einen menschlichen Zopf. Hier gilt es, die Erwerbsumstände aufzuarbeiten und mögliche Ungerechtigkeiten aufzudecken.

Aus diesem Grund nimmt die Naturforschende Gesellschaft an einem Projekt zu Provenienzforschung teil. Dabei soll nun geklärt werden, ob der Erwerb dieses hoch sensiblen Objekts und auch der anderen Mitbringsel rechtmäßig vonstatten ging oder ob dabei Druck oder sogar Gewalt ausgeübt wurde.

Unter Leitung der Ostfriesischen Landschaft und zusammen mit drei weiteren ostfriesischen Museen führt die Naturforschende Gesellschaft zu Emden von 1814 im Jahr 2021 ein einjähriges Projekt zur Provenienzforschung in kolonialen Kontexten mit dem Schwerpunkt China durch. Dieses Projekt wurde von dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg bewilligt und ist durch dieses finanziert. Wissenschaftliche Mitarbeiter der Berliner Firma Facts & Files untersuchen die chinesischen Bestände in den vier Kultureinrichtungen auf kritische Erwerbungen. Dafür tätigen sie intensive Archivrecherche und arbeiten mit chinesischen Wissenschaftlern zusammen. Am Ende der Untersuchung soll eine erste Einschätzung stehen, von der aus weiter gearbeitet werden kann.

Detail Amulett, Ethnographie

Amulette

Neben den großen Religionen des Daoismus, Konfuzianismus und Buddhismus war in China immer ein Volksglaube lebendig. Diesem Volksglauben sind vermutlich auch diese Figuren zuzurechnen, die in verschiedenen Formen schon seit Jahrtausenden hergestellt wurden.

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Mondlaute, Ethnographie

Mondlaute

Mondlauten gehören zu den Saiteninstrumenten und haben in China eine lange Geschichte. Ab dem 19. Jahrhundert waren sie Teil des Orchesters in Peking Opern und ...
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Subsaharisches Afrika

Armreif, Ethnographie
Armreif, Bild: Ingrid Thiel

Die Zahl der Objekte aus dem Subsaharischen Afrika beträgt etwas mehr als 50 Stück aus kolonialen Kontexten.

Als wohlmeinender Schenker ist hier vor allen anderen Kapitän Diedrich Loop zu nennen, der Ende der 1880er und in den 1890er Jahren umfangreiche Bestände der Gesellschaft vermittelte.

Unter diesen Stücken befinden sich einige hoch sensible Artefakte, zum Beispiel eine Reliquiarfigur von den Fang aus Kamerun, Maskengewänder aus dem Kongobecken und eine Reihe Musikinstrumente.

Das Subsaharische Afrika bildet weiterhin einen regionalen Schwerpunkt bei den in den letzten zehn Jahren hinzugekommenen Neuzugängen. Zu diesen gehört ein Konvolut an Ethnografika aus Westafrika, welches mit Hilfe eines Spendenprojekts dem Kindergarten „Rote Mühle“ in Emden abgekauft und so für die Emder Bevölkerung gesichert werden konnte.

Es handelt sich um Kunst- und Musikinstrumente, die in den 1980er Jahren vor Ort auf den Märkten in Ghana und Nigeria erworben worden waren. Der Kindergarten hatte in dieser Zeit einen Schwerpunkt auf afrikanische Kultur und wollte anhand dieser Gegenstände über die Vielfalt auf diesem Kontinent informieren.

Diese Ethnografika sind also zum einen ein Zeugnis der westafrikanischen Gesellschaften in der jüngeren Vergangenheit, zum anderen kann mit ihnen die lokale und regionale Perspektive auf diesen Kontinent in dieser Zeit vermittelt werden.

Die ebenfalls Afrika berührende Schenkung Uda Kortkampf / Stephan-Gerhard Koziolek enthält mehrere qualitätvolle Plastiken und Gegenstände des alltäglichen Bedarfs aus der Zeit der Jahrtausendwende und daneben einige als Souvenir aufzufassende Stücke.

Pfeifenkopf, Ethnographie

Pfeifenkopf

Pfeifen gehörten im Subsaharischen Afrika zu den grundlegendsten persönlichen Gegenständen der Menschen, sowohl der Männer als auch der Frauen. Spätestens im 19. Jahrhundert war das Rauchen von Tabak aus einer Pfeife überall in dieser Region üblich.

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Löffel, Ethnographie

Löffel

Löffel besaßen im Subsaharischen Afrika eine herausragende Bedeutung. Neben dem Zweck als alltäglicher Gebrauchsgegenstand hatten sie auch soziale und rituelle Funktionen.
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Ozeanien und Australien

Von den Kulturen Australiens und Ozeaniens befindet sich eine etwa 70 Stück umfassende Sammlung in der NfG. Australien ist dabei mit nur wenigen Objekten, darunter zwei Bumerangs, vertreten.

Die drei Teilregionen Ozeaniens, Mikronesien, Melanesien und Polynesien, sind dagegen alle drei gut vertreten. Von allen drei Kulturräumen befinden sich vor allem Kleidung und Schmuckgegenstände in der Sammlung. Unter den Waffen sticht eine Rüstung aus Kokosfaser aus Mikronesien hervor, die vollständig erhalten ist.

Zahlreiche dieser Objekte waren in ihren Herkunftskulturen nur bestimmten Personenkreisen vorbehalten, da sie religiös aufgeladen waren und statusabhängig genutzt wurden. Dies macht deutlich, dass heutzutage auch bei dieser Gruppe ein neuer Zugang zu ihnen gefunden werden muss.

Die Gegenstände wurden vorwiegend ab den 1870er Jahren bis nach 1900 der NfG zugeführt, als Deutschland in Mikronesien, in Neuguinea und auf Samoa Kolonien unterhielt. Schenker waren zum Beispiel der Telegrafenvorsteher D. Hummerich auf Yap / Mikronesien und Kapitän Henricus van Heuvel, der Melanesien besuchte.

Kleidmatte, Ethnografie
Kleidmatte, Bild: Ingrid Thiel
Fransen einer Kleidmatte, Ethnographie

Kleidmatte

Die Bewohner Mikronesiens waren die einzigen Menschen in Ozeanien, die die Weberei beherrschten. Bis zur Kolonialzeit schufen sie herausragende gewebte Stoffe. Auf den Außeninseln von Yap, einem kleinen Atoll im Westpazifik, weben und kleiden sich die Menschen heute noch damit.

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Netztasche, Ethnographie

Netztaschen

Netztaschen gehörten und gehören zur grundlegenden Ausstattung der Männer und Frauen in Papua-Neuguinea. Noch heute werden sie hergestellt und genutzt.
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Lateinamerika

Kalebassenschachtel, Detail, Ethnographie
Detail Kalebassenschachtel, Bild: Rosemarie Schwoon

In der Lateinamerika-Sammlung schlug sich wieder die Nähe Emdens zur niederländischen Kolonialmacht nieder. Hier stiftete zum Beispiel der in Paramaribo / Surinam lebende Apotheker Joh. H. Brouwer zu Beginn des 19. Jahrhunderts der NfG einige wertvolle Gegenstände aus der damals niederländischen Kolonie Surinam im Großraum Guayana.

Damit gehören viele Stücke aus Lateinamerika zu den ältesten der Emder Sammlung. Aber auch in späterer Zeit gingen Ethnografika aus Brasilien und Paraguay ein. Unter den gut 40 Gegenständen sind eine Kriegskeule aus Guayana und eine Kürbisrassel aus dem südamerikanischen Tiefland besonders bedeutend.

Des Weiteren befinden sich hier einige Objekte zur spätkolonialen Volkskultur, die in deutschen Sammlungen nur selten vorkommen. Nicht zuletzt gehört auch in dieser Kategorie ein Teil der Artefakte, sogar etwa 20 bis 25 Prozent, zu der Gruppe der Mitbringsel früher Reisender in dieser Region.

Frauenschurz, Ethnographie

Frauenschurz

Dieser trapezförmige Frauenschurz besteht aus hunderten auf Baumwolle aufgefädelten Glasperlen. Die Fläche aus Glasperlen entstand, indem nach jeweils zwei oder drei Glasperlen die waagerecht verlaufenden Fäden mit senkrecht verlaufenden verflochten wurden.

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Kalebassenschachtel, Detail, Ethnographie

Kalebassenschachtel

Dieses Gefäß ist aus einer Kalebasse hergestellt worden. Kalebassen sind getrocknete und ausgehöhlte Früchte des Flaschenkürbis’ oder anderer kürbisähnlicher Pflanzen. Die Form des gewünschten Gefäßes ...
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Zirkumpolarregion

Die Objektgruppe der Zirkumpolarregion mit den dort lebenden Inuit ist mit mehr als 60 Gegenständen recht anschaulich. Das Besondere an diesen Stücken ist ihr hohes Alter, wurden sie doch um 1820 gefertigt.

Ein Großteil des Bestandes wurde 1852 komplett von dem Seefahrer O. G. Dirksen der Gesellschaft übergeben. Aber auch Jacob Minners bereicherte 1853 die Inuit-Sammlung um eine gute Anzahl an Objekten.

Die eingegangenen Exponate der Inuit kreisen um den Nahrungserwerb, befinden sich darunter doch viele der Jagd dienende Waffen, so Harpunenspitzen, Pfeile und Bolas.

Harpunendolle, Ethnographie
Harpunendolle, Bild: Rosemarie Schwoon

Ein Teil davon war allerdings nie in tatsächlichem Gebrauch, sondern wurde schon damals für den Verkauf gefertigt und gehört damit zur Touristenkunst des frühen 19. Jahrhunderts.

Außerdem enthält die Objektgruppe einige Kleidungsstücke, darunter mehrere Regenjacken aus Seesäugerdarm, und persönliche Ausrüstungsgegenstände der Menschen. Fast alle diese Stücke stammen aus dem Gebiet rund um die Beringstraße, lediglich ein aus Grönland kommendes Kajakmodell bildet hierbei eine Ausnahme.

Weitere Regionen

Der südasiatische Kulturraum ist in der Sammlung der NfG mit nur zwei Objekten aus Indien vertreten. Nord- und Mittelasien sind in der Sammlung dagegen gar nicht repräsentiert. Die Kultur des Vorderen Orients ist durch lediglich vier Objekte aus Nordafrika dokumentiert. Unter diesen befinden sich zwei Lederarbeiten, die von den Tuareg stammen.

Genauso wenige Gegenstände stammen aus Europa. Aus dieser Region sind lediglich vier Objekte vorhanden, unter denen sich ein Objekt jüngeren Datums befindet, nämlich die Nachbildung eines Diskos’ aus Griechenland von 1987.

Beitrag: Caroline Schott, M. A.