Kleidmatte

Objekt-Infos:

Kleidmatte lava lava
Ozeanien, Mikronesien, Karolinen, Außeninseln von Yap (?)
rei metau (?)
Schenkung: Telegrafenvorsteher Hummerich,
Yap / West-Carolinen 1908-1909 (?)
Um 1900
Bananen- und Hibiskusfasern
L (o. Fransen): 1,35 m; B (o. Fransen): 52,5 cm, L Fransen: 30,0 cm

Objekt Ethn 10

Die Bewohner Mikronesiens waren die einzigen Menschen in Ozeanien, die die Weberei beherrschten. Bis zur Kolonialzeit schufen sie herausragende gewebte Stoffe. Auf den Außeninseln von Yap, einem kleinen Atoll im Westpazifik, weben und kleiden sich die Menschen heute noch damit. Dafür werden jetzt keine traditionellen, sondern moderne Garne wie Baumwolle verwendet. Die traditionellen Muster dagegen, die vorwiegend der Kreativität der Weberinnen, manchmal auch aus der Idee eines Häuptlings entstanden sind, haben sich bis heute erhalten

Die Herstellung von Kleidmatten aus den klassischen Materialien war eine aufwändige und zeitintensive Angelegenheit. Zunächst mussten die Pandanus- und Hibiskusfasern gewonnen werden. Nach dem lange andauernden Weben wässerten die Produzentinnen die Matten in Seewasser. Schließlich wurden sie an der Sonne getrocknet und parfümiert. Wenn eine lava lava dann fertiggestellt war, konnte sie länger als ein Jahr jeden Tag getragen werden.

Eine lava lava durfte erst mit der Initiation, also nachdem eine Frau das erste Mal ihre Menstruation bekommen hatte, von den Frauen gewebt und auch getragen werden. Die hier vorhandene lava lava gehörte vermutlich einer Frau. Denn neben Schwarz und Beige enthält sie rote Farbtöne. Die rote Farbe aber wurde auf diesen Inseln nur von Frauen getragen. Darüber hinaus waren in das Kleidungsstück besondere Muster eingewebt, welche wiederum mit der Tätowierung der das Tuch tragenden Person korrespondierten.

Diese lava lava zeigt ausschließlich Längsstreifen, außerdem befinden sich am Ende lange Fransen. Schließlich ist das Material relativ dick und grob. Dies kann ein weiterer Hinweis auf eine Frau als ursprüngliche Besitzerin sein, da Frauen ihre Kleidung weniger wickelten als vielmehr mit einem Gürtel am Körper befestigten. Zu der Ausstattung einer Frau gehörten zwei Kleidmatten. Diese wurden vorn und hinten über die Hüften gelegt, die hintere über die vordere, und anschließend mit einer mehrere Meter langen Gürtelschnur aus Kokosfaser, Pandanus- und Hibiskusblattstreifen umwunden. Die Tücher reichten dann bis zu den Füßen.

Männer dagegen zogen ihre lava lava zwischen den Beinen hindurch und steckten beide Enden vorn und hinten über den Gürtel. Auf diese Weise schmückten sich auch Häuptlinge mit den wertvollen Tüchern.

Beitrag: Caroline Schott, M. A.
Bilder: Ingrid Thiel