NEUE WELTEN
Erweiterung der ethnografischen Sammlung
In den letzten zehn Jahren konnte die Naturforschende Gesellschaft zu Emden von 1814 ihren ethnografischen Bestand erheblich erweitern, indem sie einige private ethnografische Sammlungen übernahm. Dazu gehören auf Reisen zusammengetragene Stücke wie die des Emder Unternehmers Friedrich Detering und die Schenkung Uda Kortkampf / Stephan-Gerhard Koziolek. Weiterhin kamen vor Ort in Afrika erworbene Gegenstände, die zur lokalen interkulturellen Bildung in Emden herangezogen wurden, hinzu. Nicht zuletzt soll versucht werden, einen neuen Sammlungsbereich aufzubauen, wofür Caroline Schott einige Gegenstände beisteuerte.
Die Besonderheit der Objekte liegt aber nicht nur in der erst kürzlichen Erwerbung, sondern auch in ihrer Aktualität. Sämtliche Gegenstände wurden in den 1980er Jahren oder später gesammelt und hergestellt. Damit zeigen sie zum einen ein zeitgenössisches Bild der Indigenen, zum anderen die Beziehung der lokalen Bevölkerung zu fremden Kulturen. Diese digitale Ausstellung möchte einen Blick auf aktuelle Strömungen der indigenen Kunst- und Souvenirproduktion werfen ohne die regionalen Bezüge außer Acht zu lassen.
Inhaltsverzeichnis
Sammlung Friedrich Detering / Schenkung Anke Dekker
Friedrich Detering, der in Emden ein Unternehmen führte, muss schon früh eine Faszination für fremde Länder und das Reisen gehabt haben. Schon ab Ende der 1950er Jahre unternahm er Segelreisen innerhalb von Europa. Später kamen Jagdreisen nach Ost- und Südwestafrika sowie Kanada hinzu. Als er dann aber in Pension gegangen war, schien ihn eine wahre Reiselust gepackt zu haben. Es folgten unzählige Reisen zu den verschiedensten Orten der Erde, darunter einige Weltreisen. Außer der Antarktis scheint er alle Kontinente besucht zu haben.
Bei der Organisation der Reisen stützte sich Friedrich Detering auf Reiseveranstalter. Hierbei wählte er Unternehmen, die über die zu bereisenden Kulturen intensiv informierten und auch Wege fernab der gewöhnlichen Touristenpfade beschritten. Einzelne Teile bewältigte er auch selbst, zum Beispiel, wenn diese Strecken per Segelyacht oder Motorrad zurückgelegt werden konnten.
So geschah es auch von 1989 bis 1990 bei einer Reise nach Nord- und Mittelamerika. Nach einem Zwischenstopp auf den Bermudas begab sich Friedrich Detering auf verschiedenste Inseln in der Karibik, die er teilweise mit der Segelyacht anlief. Anschließend führte ihn sein Weg nach Mexico, wo er zunächst abgeschieden wohnende Indigene besuchte und anschließend eine Motorradtour bis in die USA machte. In San Francisco endete diese abenteuerliche Reise.
Während seiner Reisen beschäftigte sich Friedrich Detering intensiv mit seinen Reisezielen und den Menschen dort. Dazu gehörte es für ihn, indigene Handwerkskunst zu sammeln. Dies ging von kleineren Stücken, die auch in einem Rucksack Platz fanden, bis hin zu größeren Objekten, die per Post nach Hause geschickt werden mussten.
Zu ersterer Kategorie gehört ein Amatl-Bild aus Mexico, welches der Reisende von der eben beschriebenen Tour mitbrachte. Bei diesem Bild handelt es sich um Papier, welches aus der Rinde von verschiedenen Feigenbaumarten hergestellt und anschließend von Hand bemalt wurde. Die Darstellungen variieren. Zum einen lehnen sie sich an traditionelle Motive, die stark abstrahiert sind, an. Zum anderen werden europäische Einflüsse verarbeitet und Tierbilder, Blumenmotive und christliche Symbole gemalt.
Zu den beliebtesten Reisezielen von Friedrich Detering hat mit Sicherheit Ozeanien gehört. Neben Neuguinea und Französisch-Polynesien bereiste er dabei auch die Fiji-Inseln. Auch hier sammelte er Informationen zu der Inselgruppe und zu dort verbreitetem Handwerk. Die von ihm auf Fiji erworbenen Kulturgüter nehmen einen umfangreichen Platz in seinen Sammlungen ein.
Amatl
Dieses Bild zeigt einen Vogel vor mehreren Blumen und ist also europäisch inspiriert.
Keulen
Schenkung Uda Kortkampf / Stephan-Gerhard Koziolek
Am Anfang des Jahres 2018 konnte die Naturforschende Gesellschaft zu Emden von 1814 eine Sammlung von etwa 70 zeitgenössischen afrikanischen Gegenständen in Empfang nehmen, die von Stephan-Gerhard Koziolek, Direktor der NfG, und Uda Kortkampf, stellvertretende Direktorin, erworben und als Schenkung weitergegeben wurde. Die Sammlung weist eine Bandbreite von an die klassische afrikanische Kunst und Handwerk angelehnten Stücken auf. Dazu gehört neben Holzschnitzereien und traditionellen Haushaltsgegenständen auch Schmuck.
Ketten
Schmuck galt und gilt im Subsaharischen Afrika – wie in Europa – als Status- und Prestigeobjekt. Deshalb wurde er oft von Würdenträgern und anderen hochrangigen Mitgliedern der Gesellschaft getragen…
Sitzender Mann
Sammlung Kindergarten Rote Mühle
Mit Hilfe einer Spendenaktion unter Mitgliedern der Naturforschenden Gesellschaft zu Emden von 1814 konnte die NfG Ende 2020 die Übernahme einer Sammlung von Gegenständen aus dem Subsaharischen Afrika vom Emder Kindergarten „Rote Mühle“ in Emden realisieren. Auf diese Weise konnten die knapp 20 Objekte für die Emder Bevölkerung gesichert werden.
In den 1980er und 1990er Jahren besuchten einige Kinder mit Vorfahren aus Westafrika diese von der evangelisch-reformierten Kirche betriebene Kita, was deren Leiter und Mitarbeiter zum Anlass nahmen, über afrikanische Kultur zu informieren. Dies geschah mit Hilfe von afrikanischen Gegenständen, die von einigen Eltern der Kinder direkt vor Ort auf den Märkten in Nigeria und Ghana gekauft worden waren.
Puppen
Im Subsaharischen Afrika war die Beschäftigung mit Puppen nach dem Ende der Kindheit nicht vorbei. Während der Initiation, also der Aufnahme der Jugendlichen ins Erwachsenenalter, spielten nicht naturalistisch gestaltete und auf die wesentlichen Merkmale reduzierte Puppen eine wichtige Rolle…
Häuptlingsschemel und -tisch
Schenkung Caroline Schott
Kachinas
Kachinas stellen Ahnengeister dar, die zu den Göttern vermitteln, Fruchtbarkeit für die Felder bringen und damit das Überleben der Gruppe sichern. In zahlreichen Zeremonien, die zwischen der Winter- und der Sommersonnenwende stattfinden, treten sie auf und werden verehrt.
Bentwood Boxes
Beitrag: Caroline Schott, M. A.