Häuptlingsschemel und -tisch

Vom Ende des 17. Jahrhunderts bis 1874 waren die Ashanti in einer Konföderation zusammengeschlossen, deren Fläche ungefähr dem heutigen Ghana entspricht. Dieser Konföderation stand ein Führer vor, der von manchen Anhängern als König anerkannt wurde. Dieser Anführer nutzte zum Sitzen einen goldenen Hocker.

Mit der Benutzung eines Hockers als Sitzgelegenheit unterschied sich der Anführer von den meisten seiner Mitmenschen. Lediglich höher gestellten Personen wie Königen, Häuptlingen und Würdenträgern war es gestattet, auf handwerklich hergestellten Hockern zu sitzen. Für letztere bestanden diese aus Holz wie das Stück, welches sich jetzt in den Sammlungen der NfG befindet.

Tisch
Bild: Caroline Schott

Häuptlingstisch
Afrika, Subsaharisches Afrika, Westafrika, Ghana
Akan, Ashanti (?)
Ankauf vom Kindergarten „Rote Mühle“, Emden Oktober 2020
1980er / 1990er Jahre
Holz
H: 56,5 cm; B: 82,0 cm; T: 51,0 cm

Ethn 1156

Häuptlingsschemel
Afrika, Subsaharisches Afrika, Westafrika, Ghana
Akan, Ashanti (?)
Ankauf vom Kindergarten „Rote Mühle“, Emden Oktober 2020
1980er / 1990er Jahre
Holz
H: 55,0 cm; B: 61,5 cm; T: 40,0 cm

Ethn 1157

Schemel
Bild: Caroline Schott

Ein solcher Häuptlingshocker und auch der Häuptlingstisch spielten bei den Akan eine bedeutende Rolle in der Ahnenverehrung. Auf dem Tisch wurden bei Zeremonien Speisen und Getränke für die Vorfahren geopfert und der Schemel galt als Sitz eines Ahns. Mittels der Rituale zur Ahnenverehrung sollte zum einen die Erinnerung an frühere Ahnen aufrechterhalten werden, zum anderen sollten sie die Stellung des Häuptlings als politischer und religiöser Führer festigen. Trotzdem besaß ein Anführer der Akan nicht unbegrenzte Macht wie in europäischen Gesellschaften, sondern er musste im Sinne und zum Wohle seines Volkes handeln. Er galt als Mittler zwischen Lebenden und Ahnen, Fehlverhalten von seiner Seite hätte sich auf die gesamte Gemeinschaft negativ ausgewirkt.

Diese Hintergründe wurden Ende des 20. Jahrhunderts sicher nicht in ihrer ganzen Komplexität den Kindern der Kita Rote Mühle in Emden dargelegt. Es wurde aber sicher weitergegeben, dass es in Afrika nicht nur Zeiten einfacher ökonomischer und materieller Bedingungen sowie kriegerische Zustände gibt, sondern einst auch komplexe Gesellschaften mit Königen und Würdenträgern existierten. Die Gegenstände bildeten mit Sicherheit den Ausgangspunkt, um ein differenziertes Bild von Ghana und Gesamt-Afrika zu vermitteln.

Beitrag: Caroline Schott, M. A.